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Wegweiser Solidarische Ökonomie

Wegweiser Solidarische Ökonomie
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ISBN: 9783930830503
GTIN/EAN: 9783930830503
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Wegweiser Solidarische Okonomie.
Anders Wirtschaften ist möglich!

Von Elisabeth Voß

Herausgegeben vom NETZ für Selbstverwaltung und Selbstorganisation e. V.

Neu-Ulm: Ag Spak Bücher; 2015. 2. aktualisierte und wesentlich erweiterte Auflage. Broschur, 204 Seiten. ISBN 978-3930830503

Beschreibung:

So lange Menschenrechte nicht überall und unterschiedslos für alle Menschen durchgesetzt sind, kann ich mit dieser Welt nicht einverstanden sein. Die materielle Basis der Verstöße gegen Menschenrechte sehe ich in der kapitalistischen, profitorientierten Okonomie begründet. Dabei ist mein Blick geprägt von diesem Deutschland mit seiner mörderischen Vergangenheit, von diesem Europa mit seinen tödlichen Außengrenzen und von dieser nördlichen Hemisphäre mit ihrem ausbeuterischen und zerstörerischen Ressourcenfraß.

Heute ist es vor allem der Kapitalismus, der die Verwirklichung der Menschenrechte verhindert und Lebensgrundlagen zerstört, aber auch in nicht-kapitalistischen Gesellschaften gab und gibt es Macht und Gewalt. Die materielle Basis der Herrschaft von Menschen über andere Menschen ist die von Ausbeutungsverhältnissen dominierte Okonomie. Daher setze ich auf praktische ökonomische Alternativen als Voraussetzung einer emanzipatorischen, solidarischen Gesellschaft.

Diese Ansätze, die konkreten Lebensbedingungen hier und jetzt zu verbessern, beziehen ihre Stärke daraus, dass Menschen nicht in der ihnen zugedachten Rolle als Opfer gewalttätiger Verhältnisse verharren, sondern in diesen Vorhaben mit ihrer Praxis dagegen aufbegehren und eigene materielle Realitäten schaffen.

In diesem Wegweiser habe ich die Bandbreite der benannten Ansätze bewusst sehr weit gehalten. Die LeserInnen mögen selbst beurteilen, ob im Einzelfall wirklich der Mensch im Mittelpunkt des Wirtschaftens steht, ob es sich vielleicht nur um egozentrischen Eskapismus handelt, oder ob sich unter einem sozial-ökologischen Mäntelchen letztlich doch nur profanes Gewinnstreben versteckt. Grundsätzlich möchte ich alle Versuche anderen Wirtschaftens ernst nehmen, die Motive der Akteure respektieren, ihre Praxis mit Interesse befragen und zunächst von ihrer Redlichkeit ausgehen. In der Vielfalt der Ansätze sehe ich einen großen Reichtum, darum erlebe ich es als störend und zutiefst unsolidarisch, wenn VertreterInnen einzelner Richtungen selbstgewiss behaupten, ihr Weg sei der einzig richtige und besser als andere.

Mit diesem Wegweiser möchte ich zum besseren Verständnis und zum Kennenlernen der vielfältigen Ansätze ökonomischer Alternativen beitragen. Solidarische Okonomien werden oft in kleinen, dissidenten Einheiten erprobt, diese andere Wirtschaftsweise umfasst jedoch letztlich weit mehr als nur kleine, feine Alternativprojekte. Wer ernsthaft die Gesellschaft von ihrer ökonomischen Basis her verändern möchte, muss die kuschelige Gartenzwergperspektive verlassen und sich zum Beispiel auch mit Alternativen in großen Unternehmensstrukturen oder transnationalen Handelsabkommen befassen.

Die Zusammenstellung der Beispiele konzentriert sich auf Deutschland, mit einigen Blicken über die Grenzen. Neben allem Bemühen um eine große Breite ist sie subjektiv geprägt und etwas Berlin-lastig. Mit unserer Link-Sammlung im Internet kann sich das auswachsen.

Elisabeth Voß, Berlin, Februar 2010

  • Vorwort der Autorin
  • Vorwort der Herausgeberin
  • Zum Verständnis Solidarischer Ökonomien
  • Zum Begriff „Solidarische Ökonomie“
  • Ökonomie?
  • Solidarität?
  • Wirtschaftliche Selbsthilfe?
  • Weltbilder und Menschenbilder für eine andere Welt
  • Eine solidarische Welt
  • Resonanz
  • Selbstermächtigung und Selbstwirksamkeit
  • Aspekte Solidarischen Wirtschaftens
  • Nutzen statt Gewinn
  • Es geht um Arbeit
  • Jenseits von Markt und Staat?
  • Eigentum und Demokratisierung der Wirtschaft
  • Bürger*innen-Beteiligung und Partizipation
  • Lokal und regional Wirtschaften
  • Risiken und Nebenwirkungen
  • Selbsthilfe und soziale Kämpfe
  • Zur Geschichte der Alternativökonomien
  • Sehnsucht nach Lösungen
  • Nach der Student*innenrevolte 1968
  • Alternativökonomie und Politik
  • Anderes Wirtschaften hat viele Namen
  • Genossenschaften
  • Besonderheiten von Genossenschaften
  • Genossenschaften und ihre Verbände
  • Prüfungspflicht für Genossenschaften
  • Genossenschaftliche Demokratie?
  • Weltkulturerbe Genossenschaftsidee
  • Soziale Ökonomie
  • Social Business
  • Commons
  • Shareconomy
  • Feministische Ökonomie und Care
  • Degrowth
  • Weitere Ansätze
  • Mehr als Selbsthilfe
  • Praxisbeispiele Solidarischer Ökonomien
  • Anders Arbeiten
  • Selbstverwaltete Betriebe und Projekte
  • Belegschaftsbetriebe
  • Kooperierende Selbstständige
  • Anders Wohnen
  • Hausprojekte und Unterstützungsstrukturen
  • Wohn- und Gewerbegenossenschaften
  • Recht auf Stadt
  • Wohnen auf kleinem Fuß in Wagenburgen, Tiny Houses usw
  • Gemeinsam Leben und Arbeiten
  • Kommunen
  • Ökodörfer
  • Freiräume und Netzwerke
  • Frauenbetriebe und -projekte
  • Was Menschen zum Leben brauchen
  • Widerstand gegen Privatisierungen
  • Energie
  • Wasser und Abwasser
  • Mobilität
  • Soziale Sicherung und „Eigenverantwortung“
  • Gesundheit, Leben und Sterben
  • Erziehung und Bildung
  • Landwirtschaft, Gartenbau und Ernährung
  • Ernährungssouveränität
  • Landgrabbing
  • Recht auf Land und Recht auf Saatgut
  • Solidarisch Landwirtschaften und Gärtnern
  • Solidarisch Wirtschaften mit und ohne Geld
  • Solidarische Finanzierung
  • Bedingungsloses Grundeinkommen
  • Tauschringe, Zeitbanken und Regionalwährungen
  • Umsonstökonomie und freie Kooperationen
  • Open Source und Creative Commons
  • DIY – Do It Yourself
  • Wer erklärt die Welt?
  • Wissenschaft
  • Medien
  • Soziokultur
  • Eine Welt
  • Die Unsichtbaren
  • Solidarität mit Flüchtlingen
  • Konsum: fair, ethisch und ökologisch
  • Globale Solidarität
  • Glück und gutes Leben für alle?
  • Vernetzungszusammenhänge
  • Mitträger*innen des Kongress 2006
  • Weitere Akteure
  • Ausblick
  • Fragend schreiten wir voran
  • Vernetzung
  • Kultur der Kooperation
  • Resonanzfähige Strukturen
  • Literaturverzeichnis
  • Filme
  • Zur Autorin
  • Zur Herausgeberin

Anders wirtschaften ist möglich!

Mit dem Zusammenbruch der DDR 1989 schienen auch die politischen und ökonomischen Alternativen in der BRD den Bach runter zu gehen. Es reichte nicht aus, dass der Kapitalismus einen gefühlten Sieg davon tragen sollte, die einsetzende (kapitalistische) Globalisierung schien jedem alternativen Ansatz den Gar aus zu machen. Die Alternativbewegung der 1970er und 80er Jahre schien Geschichte zu sein. Dem ist aber nicht so!

Elisabeth Voß – seit langer Zeit schon – Aktivistin in den Zusammenhängen einer solidarischen Ökonomie, legt nun mit einem Wegweiser ein Büchlein vor, welches – zumindest für mich – eine große Bandbreite bestehender Projekte präsentiert, deren Umfang ich selbst kaum für möglich gehalten habe. Bei der Vielzahl der Projekte deren Wirtschaften nicht den herrschenden Kapitalinteressen unterliegen, sondern dem Menschen, seiner Umwelt und möglichst generationenübergreifend nachhaltig angelegt sind, sowie darauf bedacht Ressourcen möglichst gerecht und schonend zu ver- und gebrauchen, lässt wieder Hoffnung aufkommen.

Die Autorin räumt selbst ein, dass u.U. nicht alle der aufgeführten Projekte strengen Maßstäben standhalten können. Für die einen mag dies ein Anzeichen von Naivität sein, aber ich denke, dass hier eher einem Kalkül gefolgt wird möglichst viele Ansätze mit ins Boot der Solidarischen Ökonomie zu holen. Und dies scheint mir auch die richtige Herangehensweise zu sein, denn jeder Ansatz der weg vom kapitalistischen Verwertungssystem führt schärft das Bewusstsein dafür, dass Alternativen möglich und machbar sind.

Neben den Einführungen ins Thema und einer kleinen Geschichte der Solidarischen Ökonomie in Deutschland folgen zahlreiche Praxisbeispiele zu den Themen anders Arbeiten und Wohnen, Frauenprojekte, Widerstand gegen (kapitalistisch orientierte) Privatisierungen von Energie, Gesundheit, Bildung etc., Ernährung, Genossenschaften, Tauschringen, Umsonstläden usw, usw. Neben einem theoretischen Ansatz der Gesellschaftsveränderung werden hier die praktischen Beispiele aufgeführt, die mittlerweile den gesamten Alltag umfassen können. Sicherlich ist es mühsam sich über jeden alltäglichen Schritt Gedanken zu machen, aber es wenn wir dies nicht wollen oder können – die Hauptsache ist, dass neben dem Theoretisieren auch ein praktischer Weg beschritten werden kann.

So überraschte es mich schon, dass ca. 3.200 Menschen heute in Deutschland in Kommunen / Gemeinschaften leben (ohne Anthroposophen oder sonstige religiöse Gemeinschaften), dass es ein Wiki zu Wagenburgen gibt, oder etwa, dass 2009 ein internationaler Kongress für Solidarische Ökonomie rund 700 Teilnehmerinnen aus 55 Ländern zusammenbrachte. Wie überhaupt eine internationale Vernetzung diverser Projekte und Dachverbände – dank dem Internet – heute einen hohen Standart zu haben scheint.

Dementsprechend empfinde ich dieses Büchlein als eines der wichtigsten Neuerscheinungen in diesem Jahr. Es macht Mut sich dem kapitalistisch orientierten System, welches wir letztlich ja abschaffen wollen, etwas Praktisches entgegen zu setzen. Hier gibt es für alle irgendeinen Ansatzpunkt aktiv zu werden, sich mit einzuklinken, oder neue Ideen zu entwickeln. Wir sind mit unserem Bio-Bäcker, der Arbeitslosen-Ini, dem Kiezbündnis usw., sowie dem Kampf gegen eine (kapitalistisch-entfesselte) Globalisierung nicht allein, sondern Teil einer wahren Globalisierung, die über alle Grenzen hinweg, den Menschen in den Mittelpunkt stellt und nicht den kurzfristigen Profit für wenige.

Als Einstieg in die Möglichkeit des solidarischen Handelns ist dieses Büchlein ein hervorragender Leitfaden und für alle bestens geeignet, die endlich auch Handeln wollen, und nicht mehr nur reden, denn anders Wirtschaften ist möglich!

Jochen Knoblauch/knobi-der-buechernomade, 28.09.2010


"Das kleine Büchlein gibt einen umfassenden, vielschichtigen, farbigen Überblick über weltweite, lokale, vernetzte Aktivitäten zur Begründung und Festigung eines Lebenstils, der konstruktive Alternativen in der gegenwärtigen Krise aufzeigt."

Alwine Schreiber-Martens/Zeitschrift für Sozialökonomie, Nr. 168-169/2011

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