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Unter dem Jolly Roger

Unter dem Jolly Roger
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ISBN: 9783862414000
GTIN/EAN: 9783862414000
Verlage: Assoziation A
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Unter dem Jolly Roger
Piraten im Goldenen Zeitalter

Von Gabriel Kuhn

Berlin: Assoziation A, 2010. Broschur, 232 Seiten. ISBN 978-3862414000

Beschreibung:

Die Piraten des »Goldenen Zeitalters«, die von 1690 bis 1725 die Meere zwischen der Karibik und dem Indischen Ozean unsicher machten, haben bis heute kaum an Faszination verloren, wie nicht zuletzt die Kultfilme mit Johnny Depp als Käpt’n Jack Sparrow beweisen. Die politische Deutung ihrer Aktivitäten ist unter HistorikerInnen jedoch umstritten. Auf der einen Seite werden sie als gewalttätige und erbarmungslose Kriminelle dargestellt, auf der anderen als Sozialrebellen und Revolutionäre.

»Unter dem Jolly Roger« untersucht die Kultur und Okonomie, die moralischen Prinzipien und sozialen Organisationsformen der Piraten des Goldenen Zeitalters. Dabei werden zahlreiche Brücken zu anthropologischen, kulturwissenschaftlichen und philosophischen Arbeiten geschlagen. In verschiedenen Kapiteln widmet sich der Band unter anderem der Bedeutung von Nation, Geschlecht, Sexualität, Religion und Ethnizität in Piratengemeinschaften. Ein abschließender Essay untersucht die Bedeutung des Goldenen Zeitalters für politischen Aktivismus heute.

Das Buch versteht sich als wissenschaftlicher Beitrag zur Piratenforschung und richtet sich gleichzeitig an ein breites Publikum, das keine anderen Voraussetzungen für die Lektüre benötigt als ein Interesse an Piraten sowie an historischer Forschung, die das Vergangene für die Gegenwart und Zukunft relevant werden lässt.

»Im Goldenen Zeitalter segelten Tausende von Piraten in egalitären Gemeinschaften über die Weltmeere. Sie schufen eine Alternative zur Gier der kolonialen Imperien, die diesen Robin Hoods der Ozeane schließlich ein Ende setzten. Gabriel Kuhns radikale Piratologie stellt die Frage: Wer waren die wirklichen Verbrecher?« (Peter Linebaugh)

Lasst uns doch Piraten werden

Warum mußten wir so lange auf ein derartiges Buch warten? … Gabriel Kuhn versucht den Stand der damaligen Piraten, deren Ethik, Verhältnis zur Sexualität, Biopolitik, Nationalitätsfrage, Ethnizität, Subkultur u.v.m. zu untersuchen und darzustellen. Es war vor allem der Drang nach Freiheit und Unabhängigkeit, den die damaligen Männer, aber auch ein paar Frauen in die Illegalität trieb. Das Leben der meisten Piraten war kurz, aber eben auch in diesem Moment selbst gewählt. …

»Unter dem Jolly Roger« ist ein Abenteuer-Buch für Freigeister. Eignen wir uns die Geschichte jener See- und Rauhbeine an, lernen wir aus ihren Stärken, wie etwa dem Freiheitsdrang um jeden Preis, lernen wir aus ihren Schwächen, jenen, der zur damaligen Zeit unter Piraten noch vorherrschenden Individualismus, der auch nur ein Umkehrschluss einer unabdingbar scheinenden Unterwerfung unter Gott und Krone darstellte. Die Piraten gehören nicht »uns«, aber wir können sie uns nutzbar machen. »Sie waren freie Männer und es war die Freiheit ihrer Lebensweise nicht die Lebensweise selbst«, die fasziniert. Was uns heute mit den Piraten des 17. und 18. Jahrhundert verbindet, wäre der Antiautoritarismus, Verweigerung, Demokratie (in bestimmten Situationen) und eine interne Egalität. Stärke, Mut, List und Entschlossenheit sind die einzigen Mittel, die den Armen, welche ihre Situation nicht akzeptieren wollen, übrig bleiben. Lasst uns also Piraten werden ...

Wenn das Jahr nicht noch so früh wäre, würde ich dieses Buch schon zum Besten des Jahres küren wollen.

Jochen Knoblauch, in: Contraste (Mai 2011)


Coole Holzbeine

Das gängige Bild vom karibischen Piraten stellt vielleicht den einzigen Fall dar, in dem körperliche Verstümmelungen nicht nur als gleichberechtigt akzeptiert, sondern sogar als besondere Auszeichnung, als ›cool‹ geschätzt werden. Gabriel Kuhn hat dankenswerterweise in seinem jüngst in deutscher Übersetzung erschienenen Piratenbuch diesen Aspekt herausgearbeitet. Zugleich schüttete er Wasser in diesen Wein: Zwar sei die Akzeptanz von Behinderung uneingeschränkt zu begrüßen, doch müsse man einen differenzierteren Blick auf die Motive solcher Akzeptanz richten. Im Kampf erworbene Verstümmelungen galten als Beweise für Männlichkeit und Wagemut. Der Akzeptanz lägen also eher zweifelhafte Werte zugrunde.

Das ist sicher wahr. Die Piratengesellschaften des »Goldenen Zeitalters« – Anfang des 18. Jahrhunderts – praktizierten zwar faszinierende Modelle radikaler Demokratie auf ihren Schiffen, vermochten es aber nicht, die Logik patriarchaler Geschlechterverhältnisse zu überwinden und somit ein Identifikationsangebot für alle Menschen zu entwickeln. ...
Die symbolischen Implikationen sind also ambivalent. Bei den realen Piraten des »Goldenen Zeitalters«, die sich der Problematik des Verlusts von Körperteilen durchaus bewußt waren, finden wir das starke Bemühen, die Behinderten als Gleiche zu integrieren.
Gerade dort, wo man sich das kurze, fröhliche Leben aufs Panier geschrieben hatte, entstand der Gedanke, auch den Gehandicapten die fortdauernde Solidarität des Kollektivs zu verbriefen. ... Die piratischen Verbrecherbanden, ganz gewiß keine Knabenchöre, waren im Hinblick auf ihre Binnenmoral den Staaten ihrer Zeit haushoch überlegen. Sie demonstrierten, daß eine andere Welt möglich war. Darin bestand ihre Hauptgefährlichkeit, darum mußten sie so unerbittlich verfolgt und vernichtet werden.

Rüdiger Haude, in behindertenpolitik, Beilage der junge welt (24.08.2011)


Piraten – mit und ohne Romantik

Kuhn hat seine Darstellung nicht ohne Sympathie für die Piraten geschrieben, aber ohne romantische Verklärung und ohne ideologische Überanstrengung. In ihrem Zentrum steht das „Goldene Zeitalter“ der Piraterie. ...

Es ist schon erstaunlich, welch bleibenden Eindruck dies Dritteljahrhundert in der europäischen Geschichtsschreibung hinterlassen hat und mit welcher Intensität ideologische Auseinandersetzungen um die „klassische“ Piraterie gerade in den letzten beiden Jahrzehnten geführt worden sind. Zur historisch-theoretischen Einordnung dieses Phänomens befaßt sich Kuhn nicht nur mit gestandenen Historikern wie Eric Hobsbawm („Sozialrebellen“) und Christopher Hill („Radical Pirats?“), mit Anthropologen wie Pierre Clastres („Staatsfeinde“) sowie Gilles Deleuze und Felix Guattari („Nomadology“), sondern auch mit Theoretikern des Volkskriegs (Mao Tse-tung) und der Guerilla (Che Guevara und Carlos Marighella) sowie mit Philosophen wie Michel Foucault und – für das deutschsprachige Publikum etwas überraschend – Friedrich Nietzsche. Viele Bezüge auf historische wie aktuelle Klassenkampfsituationen, in denen der Autor auch die Grenzen des historischen Piratentums aufzeigt, machen den besonderen Reiz des Buches aus. ...

Hinzu kommt, daß dem Autor das Kunststück gelungen ist, seine stringente und (mit über tausend Anmerkungen!) stets belegte Analyse in einer durchweg gut und leicht zu lesenden Form zu schreiben.

Thomas Kuczynski, in: Ossietzky Heft 9 (29.4.2011)

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