Anarchismus in Lateinamerika


Art.Nr.: ila3694


Anarchismus in Lateinamerika

Bonn: Informationsstelle Lateinamerika e.V, ila 354, April 2012, DIN A4, Klammerheftung, 62 Seiten.

Beschreibung:

Anders als in den Ländern Mitteleuropas waren die anarchistischen GewerkschafterInnen (AnarchosyndikalistInnen) zu Beginn des 20. Jahrhunderts in einer Reihe von Ländern Lateinamerikas sowie in Spanien und Italien die wichtigste Strömung in der ArbeiterInnenbewegung. Ihr Selbstverständnis und ihre Aktionsformen haben die Widerstandskultur in Ländern wie Argentinien, Brasilien, Bolivien, Cuba oder Uruguay maßgeblich geprägt. Spätestens ab den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts ging ihr Einfluss dann rapide zurück,und nationalistische bzw. sozialistisch/kommunistische Organisationen übernahmen die Führungsrolle in der Gewerkschaftsbewegung. Offensichtlich hat sich die Einschätzung des Charakters von Staaten und darüber, ob diese ein Hindernis oder ein Instrument im Emanzipationskampf der Unterdrückten darstellen, in dieser Zeit grundsätzlich gewandelt.

Sahen die AnarchistInnen in der Zerschlagung und Abschaffung der Staaten eine Voraussetzung für die Herstellung sozialer Verhältnisse, wiesen die nationalistischen und sozialistischen Organisationen den Staaten eine zentrale Rolle in der sozialen Umgestaltung der Gesellschaften zu. In den letzten beiden Jahrzehnten erlebt libertäres Denken in Lateinamerika eine Renaissance. Das zeigt sich zum einen in der Wieder- bzw. Neugründung anarchistischer bzw. anarchosyndikalistischer Organisationen, vor allem aber in den sozialen Bewegungen. Die betonen und – das ist viel wichtiger – praktizieren vielerorts Selbstorganisation und verteidigen ihre Autonomie gegenüber staatlichen Strukturen. Bekanntestes Beispiel für diese Abkehr von staatszentrierten Emanzipationsentwürfen sind die ZapatistInnen im mexikanischen Chiapas.

In der vorliegenden Ausgabe der ila geben wir erstmalig in deutscher Sprache eine breitere Darstellung der Geschichte und Gegenwart der anarchistischen Bewegungen in Lateinamerika. Auch wenn sich viele der Artikel und Interviews auf historische Organisationen und Kämpfe beziehen, interessiert uns bei diesen ebenso wie bei den aktualitätsbezogenen Beiträgen vor allem die Frage, was die Erfahrungen der anarchistischen GenossInnen und ihre gesellschaftlichen Entwürfe für uns heute bedeuten und was wir davon für unsere politische Praxis lernen können. Schließlich haben sich die AnarchistInnen schon vor mehr als 100 Jahren von der Tradition der Erlösungsreligionen (irgendwann kommt der Messias, das Reich Gottes, der Kommunismus) verabschiedet und gehen vielmehr davon aus, dass wir Menschen uns unser solidarisches Zusammenleben selbst organisieren und die Konditionen dafür stets neu demokratisch aushandeln müssen.

(Aus dem Editorial)



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