Verlagsbuchhandlung des Libertad Verlages

Staat oder Revolution

Staat oder Revolution
Für eine größere Ansicht klicken Sie auf das Vorschaubild
ISBN: 9783942885171
GTIN/EAN: 9783942885171
Verlage: Edition Assemblage
Mehr Titel von: Edition Assemblage
29,80 EUR
inkl. 7 % MwSt. zzgl. Versandkosten

Artikel zur Zeit nicht auf Lager!

  Benachrichtigung bei Wiederverfügbarkeit


Staat oder Revolution
Aspekte und Probleme linker Bolschewismuskritik

Von Hendrik Wallat

Münster: edition assemblage, 2012. Hardcover, 288 Seiten. ISBN 978-3942885171.

Beschreibung:

Der Bolschewismus ist der Inbegriff des Scheiterns kommunistischer Emanzipation. Entgegen des Verständnis des Bolschewismus als „revolutionär“ lässt sich zeigen, dass es von Anfang an hellsichtige Kritik von Links am bolschewistischen ‘Befreiungsmodell’ gab. Diese ist weder als reaktionär abzutun, noch musste sie auf Stalin warten, um zu wissen, dass die Revolution die Herrschaft nicht abschaffte, sondern in einem neuen Staat totalisierte. Im Interesse der Gegenwart gilt es, diese verdrängte Geschichte dem Vergessen zu entreißen.

Im Mittelpunkt steht die Darstellung zentraler theoretischer Kritiken an Lenin und seinen Genoss*innen, die links von der Sozialdemokratie entstanden sind: Trotzki, Luxemburg, Gorter, Pannekoek, Rühle, Rocker, Goldman, Steinberg, Korsch, Weil und viele weitere kommen zu Wort. Diese Revolutionäre teilten mit dem Bolschewismus die Kritik an Reformismus und Kapitalismus, erkannten aber, dass jener selbst eine neue Form der Herrschaft war, die der (Arbeiter*innen-) Selbstbefreiung entgegenstand.

Danksagung [6]

Einleitung [7]

Lenins Politik- und Revolutionsmodell [17]

  • Partei und Revolution [17]
  • Staat und Diktatur [23]
  • Geschichte und Gewalt [35]

Exkurs: Lenin, Marx, Terror? [44]

Die Organisationsdebatte der russischen Sozialdemokratie [60]

  • Rosa Luxemburg [60]
  • Der junge Trotzki [66]
  • Grenzen der Kritik [71]

Kommunismus und Terrorismus: Trotzki, Kautsky, Luxemburg [79]

  • Trotzki und Bucharin [79]
  • Karl Kautsky [94]
  • Rosa Luxemburgs Metakritik [99]
  • Grenzen der Metakritik [102]

Moral und Geschichtsphilosophie: Georg Lukács als Philosoph der Oktoberrevolution [107]

  • Von der moralischen Kritik zur geschichtsphilosophischen Apologie [107]
  • Die Partei – der proletarische Weltgeist [114]
  • Verdinglichung und Dialektik [118]
  • Kritik des geschichtsphilosophischen Hegelmarxismus [128]

Die Bolschewismuskritik der Rätekommunisten [142]

  • Innerbolschewistische Arbeiter-Opposition und antibolschewistische Dritte Revolution [142]
  • Die holländischen Rätekommunisten [146]
    • Herman Gorter [146 | - Anton Pannekoek [151]
    • Gruppe Internationale Kommunisten Hollands [162]
  • Die Partei ist immer schlecht [169]
    • Franz Pfemfert [170]
    • Otto Rühle [173]

Die Bolschewismuskritik der Anarchisten [187]

  • Freiheit vs. Diktatur: Rudolf Rocker [187]
  • Reiseberichte aus Sowjetrussland: Emma Goldman [203]
  • Oktoberrevolution oder Bolschewismus: Issak Steinberg [205]
    • Das System der politischen Terrors [206]
    • Emanzipation, Moral und Gewalt [210]

Jenseits der Dogmatik: Karl Korsch und Simone Weil [224]

  • Von Lenin zu Marx [224]
  • Von Marx zu Lenin [239]

Back to the future!? [252]

Literaturverzeichnis [271]

(...) Interessant sind die Portraits rätekommunistischer und anarchistischer Positionen am Beispiel von u.a. Anton Pannekoek, Franz Pfemfert, Otto Rühle und Rudolf Rocker.

Auch das Kapitel über Isaak Steinberg, den in Vergessenheit geratenen russischen linken Sozialrevolutionär und bis Frühjahr 1918 Volkskommissar der Justiz, streift das Dilemma bzw. die „Tragik jeder Revolution“, die nach Steinberg „darin bestehe, dass sie, konfrontiert mit der alten Herrschaft, selbst nicht auf Gewaltanwendung wird verzichten können…“. (S.205).

Aufschlussreich sind die Lebensläufe und Brüche von Karl Korsch und Simone Weil oder zu sehen, dass z.B. die Anarchistin Emma Goldman „die tödliche Mischung aus brutaler Gewalt und blanken Zynismus, welche die bolschewistische Diktatur kennzeichnete“ (S. 204), frühzeitig beschrieb und sich vom Bolschewismus nicht gefangen nehmen bzw. instrumentalisieren ließ.

Aktuell wäre zu fragen, was diese katastrophale Geschichte für eine an emanzipatorischer Theorie und Praxis orientierte Linke bedeutet bzw. wie mit diesem desaströsen Erbe umgegangen werden kann, das immer noch nachwirkt. Und warum die libertäre Alternative immer gescheitert ist?

Daher stimme ich Wallat zu, wenn er im Abschlusskapitel „Back to the future!?“ schreibt: „Die versprengten libertären Kommunisten der Gegenwart sind nicht gut beraten, sich über die Erbärmlichkeit der Sozialdemokratie zu freuen… . Die Praxis der Freiheit muss fatalerweise die Herrschaft unter Bedingungen attackieren, die ihr von dieser diktiert werden.“ (S. 267 f). Um dies aber reflektiert tun zu können, ist die Kenntnis der bisher verschütteten Bolschewismuskritik von links eine unabdingbare Bedingung.

kpf/graswurzelrevolution. libertäre buchseiten, Oktober 2012, Nr. 372

Diesen Artikel haben wir am 04.10.2012 in unseren Katalog aufgenommen.